Gießens neues Klimaziel sorgt überregional für Aufsehen. Kein Wunder, denn die Stadt will die Vorgaben von Bund und Land übertreffen. Klimaexperte Prof. Peter Heck hält »Gießen 2035Null« für realistisch.
Der Beschluss der Stadtparlaments, wonach ab dem Jahr 2035 in Gießen keine Treibhausgase mehr ausgestoßen werden dürfen, erregt überregional Aufsehen. Bereits im Vorfeld des Beschlusses vom Donnerstag hatte die Frankfurter Rundschau berichtet, am Freitag folgte die Deutsche Presseagentur (dpa) mit einer größeren Zusammenfassung. Die Aufmerksamkeit hängt damit zusammen, dass Gießen die Klimaziele vieler Kommunen, des Landes und der Bundesrepublik überbietet. »Die Losung ist ambitionierter als die des Landes Hessen oder vieler anderer Kommunen, wo es erst bis 2050 soweit sein soll«, heißt es bei der dpa, die mit Lutz Hiestermann sprach, der den Bürgerantrag Gießen 2035Null mit seinem Verein Lebenswertes Gießen angestoßen hatte. Er ist mittlerweile von rund 1700 Gießenern unterzeichner worden. »Wir sind der festen Überzeugung, dass Gießen hervorragende Rahmenbedingungen für die Umsetzung hat«, sagt Hiestermann. Gießen sei eine junge Stadt, in der es eine Universität und eine Hochschule mit viel Klima-Wissen gebe und wenig Industrie. Dass er und seine Mitstreiter einen von Bürgern formulierten Antrag erstmals ins Parlament einbringen konnten, liegt an einer besonderen Satzung der Stadt, die Bürgern ein verbindliches Mitspracherecht einräumt. Mit der Formulierung des Klima-Ziels 2035 sei der erste wichtige Schritt getan, meint Hiestermann. Als nächstes müsse es an die Umsetzung gehen. »Wir wissen, das ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf.« Auch die Stadtspitze ist sich dessen bewusst: Vieles sei gemacht, aber noch vieles zu tun, so Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz (SPD). »Klimaschutz muss ein Prüfstein werden für alle künftigen Maßnahmen der Stadt.« Mit dem Votum für das Klima-Ziel 2035 sind allerdings noch keine konkreten Maßnahmen beschlossen worden.
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