Eine wundersame Woche VON BURKHARD MÖLLER (08.02.2020 – Giessener Allgemeine)


Ein Wunder hätte auch die Stadtkoalition aus SPD, CDU und Grünen gebraucht, um ihren Beschluss aus dem September, das Klimaziel für Gießen um 15 Jahre auf 2035 vorzuverlegen, vier Monate später sachlich hinterlegen zu können. Es wird nämlich immer deutlicher, dass die Übernahme des Bürgerantrags 2035Null eine reine Absichtserklärung war und wider besseres Wissen erfolgte. So hätte man bereits im vergangenen April den Antworten der Stadtwerke- Dezernentin auf Fragen der Linksfraktion zur Entwicklung der Treibhausgase entnehmen können, dass Gießen noch Lichtjahre von der Klimaneutralität entfernt ist und die Stadt und ihr Versorger an einigen großen Stellschrauben gar nicht drehen können.
Im Juni hielt dann der städtische Klimaschutzmanager einen Vortrag, in dem er das Erreichen der Klimaneutralität bis 2050 in Aussicht stellte, vorausgesetzt alle reißen sich am Riemen. Diesen Vortrag findet man übrigens noch im Netz, während der überregional hochgelobte Klimabeschluss von der hochgelobten Stadt Gießen unter der digitalen Decke gehalten wird.
Verständlich, dass die Initiatoren des Bürgerantrags 2035Null dahinter die »Angst vor der eigenen Courage« vermuten.

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